Myosotis arvensis. Ackervergißmeinnicht. Borraginaceae.

Botanical name: 

Name: Myosótis arvénsis (L.) Hill. (= M. scorpioides var. arvensis L., = M. intermedia Link, = M. heteropoda Trautv.). Acker-Vergißmeinnicht. Mausöhrlein. Französisch: Myosotis des champs; englisch: Field scorpion-grass; dänisch: Mark-Forglemmigei; schwedisch: Förgätmigej; tschechisch: Pomňenka rolní; ungarisch: Mezei nefeljts.

Weiteres Vorkommen: Asien (südl. bis zum Altai und Vorderasien, östlich bis zur Amurprovinz, Korea und Japan), Tunesien, nördliche Staaten der Union (wohl nur eingebürgert).

Namensursprung: Der Gattungsname Myosotis ist aus dem griechischen μν_ς _τ_ς (myós otis) oder μν_ς _τ_ (myos ota) = Mäuseohren entstanden und wurde schon im Altertum von Dioskurides für verschiedene Pflanzen gebraucht, worunter wohl auch Myosotisarten waren; arvensis vom lateinischen arvum = Ackerland, Saatland. Die Bezeichnung Vergißmeinnicht erscheint zuerst im 15. Jahrhundert und ist wohl jetzt allenthalben im Volke bekannt.

Botanisches: Die zweijährige Pflanze mit büschelig verzweigter Wurzel bildet im ersten Jahre nur eine Blattrosette mit spateligen, beiderseits behaarten Blättern aus. Im zweiten Jahre treibt sie mehrere 10-40 cm hohe dicht beblätterte Fruchtstengel. Die hellblauen Blüten mit gelber Kronenröhre sind zu Wirteln vereinigt. Die Pflanze ist in Äckern und Weiden, an Ackerrainen und Wiesenrändern häufig anzutreffen. Allzu nasse und saure Böden meidet sie. Ihre ausgedehnte eurasische Verbreitung hat Myosotis arvensis wahrscheinlich dem Menschen und seinen Haustieren zu verdanken.

Geschichtliches und Allgemeines:

Zu Eichstätt wurde Myosotis arvensis um 1600 als "Scorpioides minor, blaue Mausöhrlein" kultiviert. In den alten Kräuterbüchern finden wir die Pflanze unter verschiedenen Bezeichnungen: Alsine myosotis s. Auricula muris (l'Obel), Scorpioides tertia (Dodonaeus), Auricula muris coerulea (Tabernaemontanus) usw.

Wirkung

Tabernaemontanus (Tabernaemontanus, Kreuterbuch, S. 630.) führt die Pflanze unter der Bezeichnung "Auricula muris coerulea" an, erwähnt jedoch nur, daß sie als Frühjahrssalat verspeist und ihre Wurzel bei Augengeschwüren aufgelegt werde.

Wittich (Wittich, Vademecum, 1594, S. 465.) läßt Wurzel und Kraut als Brei essen und schreibt diesen Heilkraft bei Hernien zu.

Johnson (Johnson, History of Plants, 1633, S. 336.) empfiehlt sie bei Schlangen- und Skorpionsbissen.

Nach Heinigke (Heinigke, Handb. d. hom. Arzneiwirk.-L., S. 442.) wirkt Myosotis besonders auf die Atemorgane und ist bei Husten mit eitrig-schleimiger Sekretion, chronischem Bronchialkatarrh und Lungenleiden anzuwenden.

Der Gerbstoffgehalt beträgt nach Vollmer (Vollmer, Naunyn-Schmiedebergs Arch. f. exp. Path. u. Pharm. 1934, Bd. 176, S. 550.) 5-6%. Die Pflanze hat einen Aschengehalt von 17,85%, davon 32% CaO und 25% K2O (Weinhold, Landwirtsch. Versuchst., Bd. 4, S. 188; bei Wolff, Aschenanalysen, Bd. I, S. 137.).

Anwendung in der Praxis auf Grund der Literatur und einer Rundfrage:

Myosotis arvensis wird gelobt bei Lungentuberkulose mit profusen Nachtschweißen und Abmagerung, chronischem Bronchialkatarrh, Hämoptoe, Tussis und auch bei Darmtuberkulose.

Als Wechselmittel werden Arsenicum jodatum, Eupatorium, Tuberculin und Salvia (letzteres Mittel bei schwächenden Nachtschweißen) empfohlen. Sehr zufrieden ist Holtz, Senftenberg, bei ausgesprochener Lungentuberkulose auch mit der Verordnung des Oligoplex, das er (viermal täglich 10 Tropfen) im wöchentlichen Wechsel mit Kreosotum Oligoplex nehmen läßt.

Nach Lewinski kann Epistaxis dadurch gestillt werden, daß man das zerquetschte Kraut in die Nase stopft.

Angewandter Pflanzenteil:

Matthiolus kannte die Verwendung der Wurzel. Auch Heinigke läßt die Tinktur aus der Wurzel bereiten. Thoms erwähnt Herba Myosotis arvensis. Das HAB. nennt zur Herstellung der Essenz das frische blühende Kraut (§ 3). Das "Teep" wird aus der ganzen blühenden Pflanze hergestellt. Sammelzeit: Juni.

Dosierung:

Übliche Dosis:
½ Teelöffel voll der Frischpflanzenverreibung "Teep" vierbis fünfmal täglich.
(Die "Teep"-Zubereitung ist auf 50% Pflanzensubstanz eingestellt.)

In der Homöopathie:

Ø bis dil. D 1.

Maximaldosis:

Nicht festgesetzt.

Lehrbuch der Biologischen Heilmittel, 1938, was written by Dr. Med. Gerhard Madaus.