Leptandra virginica. Virginischer Ehrenpreis. Scrophulariaceae.

Botanical name: 

Name: Leptándra virginica Nutt. (= Veronica virginica L.). Virginischer Ehrenpreis Englisch: Black root, Culver's physic, tall speedwell, Brinton root, tall veronica, Virginica speedwell; französisch: Veronique de Virginie; italienisch: Leptandra.

Namensursprung: Leptandra wird in Zusammenhang mit dem griechischen λεπτ_ς (leptos) = zart gebracht; virginica = virginisch. Erklärung zu Ehrenpreis siehe Veronica officinalis.

Botanisches: Der Virginische Ehrenpreis ist ein bis 2 m hohes Kraut mit aufrechtem, stielrundem, weichhaarigem und nach oben fast zottigem Stengel. Die kurzgestielten Blätter stehen zu vier bis fünf im Wirtel und sind elliptisch-lanzettlich, zugespitzt, scharf gesägt und flaumhaarig, etwa 8 cm lang und 2-3 cm breit. Die dichten Blütenähren entspringen im Wirtel aus den obersten Blattachseln und sind 10-25 cm lang. Die Blüte ist weiß oder lila-rosa. Auf Weiden und Hügeln in Nordamerika ist die Pflanze zu Hause. In Europa wird sie oft als Zierpflanze gezogen. Blütezeit: Juli bis August.

Geschichtliches und Allgemeines:

Schon im 18. Jahrhundert war die Verwendung des Virginischen Ehrenpreises in der Medizin nicht nur in Amerika, sondern auch in Japan und Ostindien bekannt.

Wirkung

Die frische Wurzel wird in Nordamerika als Emetikum und Purgans, die getrocknete (die weniger stark wirken soll) als ausgezeichnetes Cholagogum gebraucht. Auch wird sie gegen Intermittens, Dysenterie und Cholera infantum empfohlen (Bentley and Trimen, Medicinal Plants, Bd. III, S. 196.).

Nach Potter (Potter, Mat. med., S. 329.) ist sie angezeigt bei Verdauungsstörungen und chronischer Obstipation mit ungenügender Gallensekretion.

In der homöopathischen Literatur (Stauffer, Klin. hom. Arzneimittell., S. 617; Schmidt, Lehrb. d. hom. Arzneimittell., S. 193; Heinigkes Handb. d. hom. Arzneiwirkungsl., S. 379.) wird sie vor allem bei Leberleiden mit Galleerbrechen, Stirnkopfschmerzen, heftigen Diarrhöen und Prostration, ferner bei Ruhr, Typhus und Cholera nostras genannt.

Haehl (Haehl, Fortschr. d. Med., Jahrg. 53, Nr. 32, S. 553.) schreibt ihr große Wirkung in allen Fällen von Diarrhöe zu, bei denen die Stühle trotz aller Therapie blutig bleiben, u. a. auch bei Darmkarzinom.

Die Wurzel enthält u. a. ätherisches Öl, eine bittere, Zimtsäure liefernde Substanz und Gerbstoff (Power and Rogerson, J. Chem. Soc. 1910, Bd. 97, S. 1944.), weiterhin Saponin (Waage, Pharm. Zentralh. 1891, S. 527.)

Anwendung in der Praxis auf Grund der Literatur und einer Rundfrage:

Leptandra wird als gutes Mittel bei entzündlichen und fieberhaften Erkrankungen der Leber und Galle bezeichnet. Einzelindikationen sind: Hepatitis, Ikterus (durch Gallengrieß verursacht, im Wechsel mit Fel Tauri), akute gelbe Leberatrophie, Leberschwellung nach körperlicher Anstrengung, Cholangitis und Cholecystitis, Grieß- und Steinbildung und Hämorrhoiden. Leptandra ist besonders dann angezeigt, wenn diese Erkrankungen mit stinkenden, schwarzen und blutigen Stühlen, Aufstoßen, Blähungen, Sodbrennen, Kopfschmerzen und brüchigen Nägeln verbunden sind. Häufig macht sich auch ein Schmerz in der Nabelgegend bemerkbar. So schreibt mir O. Schmidt: "Bei der diesjährigen Grippeepidemie hatte ich eine große Anzahl von Fällen, welche sich auf den Darm legten. Es trat ein kaum zu ertragender Schmerz in der Gegend des Nabels, anscheinend vom linken Leberlappen ausgehend, und starkes Fieber, in einem Falle doppelseitige Lungenentzündung, ein. Die Stühle stanken pestilenzartig. Ich verordnete 20 Tropfen Leptandra D 2 auf 1/8 l Wasser, alle 2 Stunden 1 Eßlöffel voll. Dazwischen alle 2 Stunden 3 Tropfen Dioscorea D 2. Die drei schwersten Fälle, die schon aufgegeben worden waren, waren innerhalb von 4 Tagen, die leichteren in 2 Tagen schmerz- und fieberfrei."

Zu berücksichtigen ist Leptandra ferner bei Typhus, Kolik, Gastritis, Enteritis und Diarrhöen, vereinzelt wird es auch bei Hydrops und Hautausschlägen genannt. Als Wechselmittel werden häufig Carduus marianus, Podophyllum, Myrica cerifera und Chelidonium gewählt.

Angewandter Pflanzenteil:

Nach Clarke, Bentley und Trimen, Dragendorff, Thoms und Schmidt wird das Rhizom der Pflanze verwendet, und zwar das im Herbst des zweiten Jahres mit den Wurzeln geerntete.

Frische, zweijährige Wurzeln gibt auch das HAB. (§ 3) an. Zur Bereitung des "Teep" wird dasselbe Ausgangsmaterial verwendet.

Dosierung:

Übliche Dosis:
0,2-0,3 g Extract. Leptandrae (Rost-Klemperer).
1 Tablette der Frischpflanzenverreibung "Teep" dreimal täglich.
(Die "Teep"-Zubereitung ist auf 50% Pflanzensubstanz eingestellt, d. h. 1 Tablette enthält 0,125 g Rad. Leptandrae.)

In der Homöopathie:dil. D 1, dreimal täglich 10 Tropfen.

Maximaldosis:Nicht festgesetzt.


Lehrbuch der Biologischen Heilmittel, 1938, was written by Dr. Med. Gerhard Madaus.