Bucco. Barosma betulina. Rutaceae.

Botanical name: 

Photo 088. Bucco. Karte 063. Barosma betulina. Name: Barósma betulína Bartling (= Diosma crenata Loddiges, = Hartogia betulina Berg, = Bucco betulina Römer et Schultes). Birkenblättriger Buccostrauch. Französisch: Bucco; englisch: Birch-leaved Buchu.

Namensursprung: Barosma von ßαρ_ς (barys) = schwer und _σμ_ (osmé) = Duft, weil die Pflanze ein stark aromatisches Öl enthält. Betulinus = birkenähnlich. Bucco ist der südafrikanische Name der Pflanze.

Botanisches: Barosma betulina ist ein Strauch, der bis zu 2 m Höhe erreicht. Er ist sehr stark verästelt. Die purpurroten oder orangeroten Zweige tragen in kreuzweise gegenständiger Anordnung lebhaft hellgrüne lederartige, drüsig punktierte, fast sitzende Blätter. Sie sind verkehrt eiförmig, 9-20 mm lang und 7-13 mm breit und an der Spitze zurückgebogen. Der Rand ist ungleichmäßig buchtig gezähnt. Unter jeder Einbuchtung sitzt eine große Öldrüse. Die Blüten stehen einzeln in den Blattwinkeln auf sehr kurzen Stielen. Kelch fünfteilig, zottig. Blumenkrone fünfblättrig, die Kronenblätter ausgebreitet, lanzettlich oder verkehrt eiförmig, weiß. Blütenboden becherförmig von einem grünen, fünflappigen Diskus bedeckt. Staubblätter fünf, mit sehr langen, nach außen gebogenen Staubfäden. Zwischen den Staubblättern fünf kronenblattartige Staminodien von grünlicher Farbe und mit welligem Rand. Fruchtknoten fünfteilig, krugförmig. Die Frucht besteht aus fünf sich trennenden, gelbbraunen Kapseln, die nach außen bauschig und punktiert-weichstachelig sind. Jede Kapsel enthält nur einen bohnenförmigen, glänzend schwarzen Samen. Blütezeit Mai bis Juli. Die Pflanze kommt nur im Kaplande, im Norden und Nordosten von Kapstadt vor.

Geschichtliches und Allgemeines:

Die Pflanze, die bei den Hottentotten Südafrikas seit langer Zeit im Gebrauch ist, wurde 1821 in Europa eingeführt. Sie wurde lange Zeit in England als Zierpflanze kultiviert. Da sie aber hier keine Samen ansetzte und durch Stecklinge nur schwer fortzupflanzen ist, so ist sie wieder verschwunden. In Deutschland wendet man Buccoblätter seit dem Jahre 1825 an, wozu der Drogist Jobst in Stuttgart beitrug. Er veröffentlichte die Erfahrungen, die der im Kaplande lebende Arzt Richard Reece mit dem Mittel gemacht hatte.

Wirkung

Die Blätter, die nach Geiger (Geiger, Handb. d. Pharmazie, 1839, II, S. 1829.) stark aromatisch, minzenartig schmecken und einen durchdringend gewürzhaften, an Rosmarin erinnernden Geruch besitzen, werden im Teeaufguß gegeben gegen Magenkrämpfe, Rheumatismus, Krankheiten der Harnwege, Gonorrhöe u. a. Die sogen. Kaptinktur gegen Cholera enthielt Buccoblätter. Eine ausführliche Würdigung des Mittels geben Bentley und Trimen (Bentley and Trimen, Medicinal Plants, 1880, Kap. 45.). Danach werden Buccoblätter hauptsächlich bei chronischem Blasenkatarrh, Urethrareizungen, Prostataaffektionen und Blasengrieß angewendet und scheinen eine spezifische Beziehung zum Urogenitalsystem zu haben. Auch bei chronischem Rheuma, bei Dyspepsie, Wassersucht und verschiedenen Hautkrankheiten werden sie empfohlen. Auch Buchheim (Buchheim, Lehrb. d. Arzneimittell., 1856, S. 434.) und Clarus (Clarus, Handb. d. spez. Arzneimittell., 1860, S. 932.) kennen die Verwendung der Buccoblätter. Letzterer berichtet von einer Heilung bei Urethritis gonorrhoica durch Buccoblätter in vier Wochen. Er nennt das Mittel auch gegen chronische passive Metrorrhagien und Anomalien der Menstruation. Als Mittel gegen anomale Gicht sei es von Koch dringend empfohlen worden, von Rigaer Ärzten auch gegen Cholera. Zörnig (Zörnig, Arzneidrogen, 1909, II, S. 172.) bezeichnet Buccoblätter u. a. als Antispasmodikum. Bei den Hottentotten seien sie auch als Wundheilmittel im Gebrauch. Neben einem ätherischen Öl, in dem sich Diosphenol findet, enthalten die Blätter ein Glykosid Diosmin, ferner Hesperidin (Wehmer, Die Pflanzenstoffe, 1931, II, S. 609.). Dem Diosphenol schreibt man nach Wasicky (Wasicky, Lehrb. d. Physiopharmakognosie, 1929, II, S. 550.) die diuretische und entzündungswidrige Wirkung der Buccoblätter zu. Nach Hager (Hager, Handb. d. pharm. Praxis, 1930, I, S. 697.) wirken Folia Bucco ähnlich wie Bärentraubenblätter.

Anwendung:

Bucco wirkt bei entzündlichen Erkrankungen des Urogenitalsystems. Im einzelnen verordnet man das Mittel bei Cystitis, Blasengrieß, Urethrareizung, Urethritis gonorrhoica, Gonorrhöe, Prostataaffektionen und Hydrops.

Weitere Indikationen sind Rheuma, anomale Gicht und chronische, passive Metrorrhagien.

Angewandter Pflanzenteil:

Zwar sind zwei Sorten von Buccoblättern im Handel, die von Barosma betulina und von B. crenatum sowie von B. crenulatum als Folia Buccu rotunda und die von B. serratifolium als Folia Bucco longa, doch werden nach Thoms in Europa fast ausschließlich die Blätter von B. betulinum verwendet. Im übrigen werden überall nur die Blätter als verwendet bezeichnet.

Auch das HAB. läßt die Tinktur aus den getrockneten Blättern bereiten (§ 4). Solange frische Blätter in der nötigen Menge noch nicht zur Verfügung stehen, wird das "Teep" ebenfalls aus den getrockneten Blättern gewonnen.

Folia Bucco sind offizinell in England, in den Vereinigten Staaten von Nordamerika, in Portugal, Argentinien und Venezuela. Auch werden sie im Ergänzungsbuch zum DAB. VI aufgeführt.

Dosierung:

Übliche Dosis:
2 g der Blätter (Americ.).
2-4 ccm der Tinktur (Brit.).
2 Teelöffel voll (= 2,2 g) zum kalten Auszug.
1 Tablette der Pflanzenverreibung "Teep" drei- bis viermal täglich.
(Die "Teep"-Zubereitung ist auf 50% Pflanzensubstanz eingestellt, d. h. 1 Tablette enthält 0,125 g Fol. Bucco.)

In der Homöopathie:

dil. D 2-3, dreimal täglich 10 Tropfen.

Maximaldosis:

Nicht festgesetzt.

Rezepte:

Bei Blasenleiden und Gonorrhöe:

Rp.:
Fol. Bucco . . . 30 (= Buccoblätter)
D.s.: 2 Teelöffel voll mit 2 Glas Wasser kalt ansetzen, 8 Stunden ziehen lassen und tagsüber trinken.
(Teezubereitung: Der Extraktgehalt des heiß im Verhältnis 1 : 10 bereiteten Tees beträgt 1,9% gegenüber 2,3% bei kalter Zubereitung. Der Aschengehalt des Extraktes beträgt heiß 0,18% und kalt 0,20%. Die Peroxydasereaktion war in der kalten Zubereitung nicht mit Sicherheit positiv, in der heißen ist sie negativ. Geschmacklich besteht kein Unterschied zwischen den beiden Zubereitungen. Ein Ansatz 1 : 100 dürfte die Grenze des Trinkbaren darstellen. Der Tee wird auf Grund dieser Ergebnisse zweckmäßig unter Verwendung von 1 Teelöffel voll auf 1 Teeglas bereitet.
1 Teelöffel voll wiegt etwa 1,1 g.).

Lehrbuch der Biologischen Heilmittel, 1938, was written by Dr. Med. Gerhard Madaus.