Ammi visnaga. Zahnstocher-Ammei. Umbelliferae.

Botanical name: 

Photo 031. Zahnstocher-Ammei. Karte 023. Ammi Visnaga. Name: Ámmi visnága (L.) Lam. (= Daucus Visnaga L., = Apium Visnaga Crantz, = Sium Visnaga Stokes, Selinum Visnaga E. H. L. Krause, = A. Visnaga b. leiospermum Guss., = Visnaga daucoides Gaertner, = V. vera Rafin., = A. dilatatum St. Iager, = [Daucus?] Gingidium L. herb. teste Smith) Zahnstocher-Ammei. Französisch: Herbe aux cure-dents; italienisch: Bisnaga, busnaga, visnada, visnaga, capo bianco, pastricciano.

Verbreitungsgebiet:

Eingebürgert in Nordamerika, Mexico, Chile u. Pampasgeb. v. Argentinien. Adventiv in Mitteleuropa an mehreren Stellen.

Namensursprung: Ammi von griechisch _μμι (= ámmi), Pflanzenname bei Dioskurides, angeblich von _μμος (ammos) = Sand, nach dem Standort der Pflanze. Visnaga soll verderbt sein aus "bis acutum" (= doppelt spitz), wegen der Doldenstrahlen als Zahnstocher. Daher auch der deutsche Name. Ammei: aus dem lateinischen Namen.

Botanisches: Die Ammiarten gleichen in ihrer Tracht den Daucusarten (daher auch der Name Knorpelmöhre) haben aber im Gegensatz zu diesen völlig glatte Samen. A. visnaga ist eine einjährige Pflanze von einer Höhe bis zu 1 m. Der Stengel ist glatt, aber oben hin und her gebogen. Die Blätter sind graugrün, sparrig, fein zerteilt. Die Dolden sind groß und reichstrahlig. Hülle und Hüllchen sind vorhanden. Die Hüllblätter fast blattartig, dreiteilig oder fiedrig-eingeschnitten. Blüten weiß. Die Früchte sind von der Seite her zusammengedrückt, breit eiförmig-elliptisch, wenig länger als breit. Die Doldenstrahlen sind bei der Reife dick und starr, dicht nestförmig zusammengezogen. Die verholzten Doldenstrahlen, die einen angenehmen Geschmack haben, benutzt man als Zahnstocher, weil sie dem Munde einen angenehmen Geruch erteilen. Die Fruchtdolde erinnert stark an die der Gemeinen Möhre (Daucus carota). Sie hat aber im Gegensatz zu dieser die Eigentümlichkeit der "Hygrochasie", d. h. die Doldenstrahlen breiten sich beim Anfeuchten aus und schließen sich bei Trockenheit. Unsere heimischen Doldenpflanzen sind "xerochasisch", sie schließen sich beim Befeuchten und öffnen sich beim Austrocknen.

Die Pflanze ist heimisch im Mittelmeergebiet von den Kanaren bis Persien. Sie ist vielfach verschleppt in Europa und stellenweise in Nord- und Südamerika eingebürgert.

Wirkung

Bock (Bock, Kreutterbuch, 1565.) beschreibt eine Art "Ammeos", indem er sich auf Hippokrates beruft: "Ammi / Cyminum regium / Herrenkümmel / soll breuchlich inn Egypten sein." Nach Dioskurides wird es Cyminum aethiopicum genannt. Auch nach der Abbildung dürfte es sich nicht um unsere Art handeln, sondern wahrscheinlich um Trachyspermum copticum. Auch das Ammey, das Lonicerus (Lonicerus, Kreuterbuch, 1564.) beschreibt, ist wohl eher diese Art. Ebenso sind Text und Abbildung bei Matthiolus (Matthiolus, New-Kreuterbuch, 1626.) nicht so eindeutig, daß man das Ammey in seinem Kräuterbuche mit unserer Art identifizieren könnte.

Dagegen ist anzunehmen, daß der von Weinmann (Weinmann, J. W., Phytanthoza iconographia, Bd. 1, S. 39, Regensburg 1737.) zitierte Simon Pauli unsere Droge meint, wenn er schreibt, daß der Same des "rechten wahren ammi, welcher aus Alexandria gebracht wird", ein gutes Mittel gegen Sterilität sei.

In ihrer Heimat Ägypten werden die Früchte, Khella genannt, gegen Harnleiterkrämpfe und -steine gebraucht (U. Smith, Journ. amer. pharmac. Ass. 1933, H. 22, S. 184 (C. Z. 1933); Karam Samaan, Quarterly Journ. Pharmac. Pharmacol., 3, 25-39, 1930. (C. Z. 1930).).

Dragendorff (Dragendorff, Die Heilpflanzen d. versch. Völker u. Zeiten, 1898, S. 488.) kennt außerdem noch die Verwendung der Frucht und des Blättersaftes als Emmenagogum und Diuretikum.

In der Frucht und Samenschale konnte das Chellolglukosid C19H20O10 neben dem Glukosid "Kellin" nachgewiesen werden (Klein, Handb. d. Pflanzenanalyse, III/2, S. 1186.).

Mit der Konstitutionsermittlung dieser Substanzen beschäftigten sich vor allem Fantl und Salem (Fantl u. Salem, Biochem. Ztschr. 1930, Bd. 226, S. 166.).

Anwendung in der Praxis auf Grund der Literatur und einer Rundfrage:

Ammi visnaga wird gegen Nierensteine angewandt.

Dosierung:

Übliche Dosis:
1 Tablette der Pflanzenverreibung "Teep" drei- bis viermal täglich.
(Die "Teep"-Zubereitung ist auf 10% Pflanzensubstanz eingestellt, d. h. 1 Tablette enthält 0,025 g Fructus.)

Maximaldosis:

Nicht festgesetzt.

Lehrbuch der Biologischen Heilmittel, 1938, was written by Dr. Med. Gerhard Madaus.